Susanne Jensen


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Predigt zu 1. Kön 19 zum 3. Sonntag der Passionszeit  
   

 

Liebe Gemeinde!

Wer hat es nicht schon einmal erlebt?
Ein absolutes Tief -
Das Gefühl: nichts geht mehr -
Nichts hat mehr einen Sinn.

Alles, was vorher Bedeutung hatte,
entschwindet, gerät aus dem Blick -

Nur noch das Tief ist da.
Mächtig und gnadenlos
zieht es einen hinunter.

Ich nenne dieses Gefühl:
Sackgassen-Gefühl.

Ich erinnere mich:

Traurig und mit hängendem Kopf  
bin ich durch die Straßen gelaufen und
blieb vor einem Sackgassen-Schild stehen.

Darüber stand:
Keine Wendemöglichkeit!

Dieses verbeulte und zurechtgebogene Schild
drückte meine inneres Empfinden gut aus.

Das Sackgassen-Gefühl - Nichts geht mehr -
Ein absolut menschliches Gefühl.

Die stärksten Helden
können so ein absolutes Tief erleben.

Der heutige Predigttext stellt uns 
so einen Helden vor, 
der in ein absolutes Tief gerät.

Vorgestellt wird der Profet Elia 
in auswegloser Situation -
wie er auf der Flucht Wüste erlebt -
wie er in die Sackgasse seines Lebens gerät.

Ich lese aus dem 1. Könige-Buch, Kapitel 19:

Und Ahab sagte Isebel alles, was Elia getan hatte 
und wie er alle Propheten Baals mit dem Schwert umgebracht hatte.

Da sandte Isebel einen Boten zu Elia und ließ ihm sagen: 
Die Götter sollen mir dies und das tun, 
wenn ich nicht morgen um diese Zeit dir tue, 
wie du diesen getan hast!

Da fürchtete er sich, 
machte sich auf und lief um sein Leben 
und kam nach Beerscheba in Juda und ließ seinen Diener dort.
Er aber ging hin in die Wüste eine Tagesreise weit 
und kam und setzte sich unter einen Wacholder 
und wünschte sich zu sterben und sprach: 
Es ist genug, so nimm nun, HERR, meine Seele; 
ich bin nicht besser als meine Väter.

Und er legte sich hin und schlief unter dem Wacholder. 

Elia - in der Sackgasse?
Gehetzt - um sein Leben laufend,
am Ende - außer Puste,
erschöpft und lebensmüde.

In der stechenden Sonne legt er sich
unter einen Wacholder -
er kann nicht mehr laufen,
er sieht keinen Sinn mehr darin, 
weiter zu laufen -
...............
Elia -in der Sackgasse?

Er geht selbst hinein -
sucht sich diesen Ort, an dem nichts ist,
außer brennender Sonne,
Sand und Stille - er sucht sich seine Wüste.

An diesem Ort bricht alles ab,
gibt es keinen Kontakt mehr nach außen...

Es ist genug, so nimm nun, HERR, meine Seele; 
ich bin nicht besser als meine Väter.

Es ist genug - ich lege mich hin -
Ich will nichts mehr wissen von der Welt.

Weltflucht eines lebensmüden Profeten

Kurz zuvor war er doch noch so aktiv!
Im Einsatz Gottes - voller Tatendrang ...

Er war sogar erfolgreich
in der Bekämpfung der heidnischen Gottheiten.

Es werden in der Bibel - im 1. Königebuch
tolle Geschichten von Elia erzählt -

Da bleibt kein Auge trocken,
wenn er die Baals-Profeten am Bach Kischon
töten lässt. Knallhart ging er gegen sie vor.

Denn diese heidnischen Gottheiten hatten
zur Zeit Elias - im 9.Jh.v.Chr. Hochkonjunktur.
Ihm waren sie ein Graus - Wettergottheit und
Fruchtbarkeitsgöttin.

Zwangsläufig wird er durch seinen 
Kampf gegen diese Gottheiten zum Feind der Isebel.

Isebel ist Elias Erzfeindin - mächtig,
zielstrebig und skrupellos ist diese
phönizische Königstochter -
verheiratet mit dem König von Israel.

Man höre und staune!
Der Profet Gottes - der Elia - 
flieht vor einer Frau.

Es ist genug, so nimm nun, HERR, meine Seele; 
Und er legte sich hin und schlief unter dem Wacholder.

Hat seine Mission in der Wüste ein Ende?

Kann er sich so wegschleichen -
in eine gottlose Gegend?

Ist die Wüste,
in die Elia gelaufen ist,
gottlos?

Gibt es das? - Einen gottlosen Ort?

Die heidnischen Gottheiten
sind an bestimmten Orten ansässig.
Dort werden sie verehrt -
dort wird ihnen geopfert.
Die Menschen bitten um gutes Wetter,
oder um Fruchtbarkeit der Frau ...

In der Wüste, in der sich Elia befindet,
wird kein Wettergott, keine Fruchtbarkeitsgöttin
verehrt - 

Aber was für ein Gott lebt in der Wüste?
Wir wollen hören, was dem Profeten Elia
weiter unter dem Wacholder geschieht:

1. Königebuch - die Fortsetzung:
Und siehe, ein Engel rührte ihn an 
und sprach zu ihm: Steh auf und iß!

Und er sah sich um, und siehe, zu seinen Häupten lag 
ein geröstetes Brot und ein Krug mit Wasser. 
Und als er gegessen und getrunken hatte, 
legte er sich wieder schlafen.

Und der Engel des HERRN kam zum zweitenmal wieder 
und rührte ihn an und sprach: Steh auf und iß! 
Denn du hast einen weiten Weg vor dir.

Und er stand auf und aß und trank 
und ging durch die Kraft der Speise 
vierzig Tage und vierzig Nächte 
bis zum Berg Gottes, dem Horeb.

Der in die Krise geratene
und lebensmüde Profet erfährt Stärkung -

Da tritt ein Engel hinzu -
eine fremde Gestalt - auf Hebräisch Malach 
das bedeutet übersetzt einfach: Bote.

Da tritt ein Bote hinzu.
Ungebeten - still und leise.

Dieser Bote muß nicht unbedingt
geflügelt sein - so wie in den malerischen
Darstellungen zu dieser Szene.

Lassen wir es dabei,
die Gestalt, die hinzutritt 
ist einfach nur ein fremder Bote aus dem Nichts,
von Gott geschickt zur Stärkung.

Mitten in der Wüste tritt dieser Bote 
an den zusammengesunkenen Elia heran.

Also: nichts ist es mit dem Hinwegschleichen
aus dem Leben - unbeobachtet - 
von Gott verlassen - so läuft das hier nicht.

Der Bote tritt ganz dicht heran - hautnah - 
quasi auf Tuchfühlung, und rührt Elia an.

Diese Szene hat mich schon immer
berührt, sie hat etwas vollkommen losgelöstes -
unwirkliches, traumhaftes an sich.

An einem unwirklichen und lebensfeindlichen Ort
geschieht etwas Wunderbares, Unglaubliches.

Etwas, wovon wir alle träumen, 
wenn wir selbst in der Wüste stecken -
oder uns im absoluten Tief befinden,
stehend vor einem Sackgassen-Schild.

Das Wunder ist vollkommen:
direkt neben seinem Kopf 
liegt ein geröstetes Brot
und ein Krug mit Wasser.

Essen und Trinken
hält Leib und Seele zusammen -
und macht müde.

Der lebensmüde, 
durstige und hungrige Profet 
isst und trinkt und schläft wieder ein.

Steh auf und iß!
Denn du hast einen weiten Weg vor dir.

Hartnäckig ist dieser Bote.
Er lässt keine Müdigkeit gelten.
Mit der Kraft der Speise und
der Kraft der Worte weckt er die Lebensgeister
des Elia.

Sein Lebensmut steigt,
er rappelt sich auf,
und macht sich auf den Weg ...
vierzig Tage und vierzig Nächte
bis zum Berg Gottes.

Das ist die Geschichte -
eine Bibelgeschichte,
wunderbar - unglaublich.

Es gibt solche Geschichten wirklich.
Erzählungen in denen Menschen berichten,
dass sie ganz unten waren - 
im absoluten Tief -

Und dass dann jemand da war.

Ein Bote Gottes in Menschengestalt,
der Worte und Wasser und Brot anbot.

Es gibt Menschen ... die anrühren ...

Und das lässt mich hoffen,
und das lässt mich wieder glauben,
wenn ich nicht mehr glauben kann.

AMEN