Susanne Jensen


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Predigt zu 2. Korintherbrief 4,3-6 an Epiphanias 2002  
   
Liebe Gemeinde!

Meine Mutter sagt:
„Bis 6. Januar kann der Weihnachtsbaum
ruhig stehen bleiben.“
Ja, und so kenne ich es auch von anderen.

Der 6. Januar ist ein besonderes Datum,
das mit Weihnachten und den Weihnachtbräuchen
in Verbindung steht.

Der Baum bleibt bei vielen bis zum 6. Januar stehen.
Dann kann man Stück für Stück 
die weihnachtliche Dekoration wegpacken und
für das nächste Weihnachtsfest
vorsichtig verstauen.

Der 6. Januar ist 
Tag der Heiligen drei Könige:
Caspar, Melchior und Balthasar.
Aus meiner katholisch bairischen Heimat
kenne ich die Sternsinger, die von Haus zu Haus ziehen,
und das C M B an die Eingänge der Häuser mit Kreide
zeichnen. Casa - Mensionem - Benedicat
(Die Tür des Hauses sei gesegnet)
Das ist ein Haussegen für die Bewohner.

In der Orthodoxen Kirche 
wird immer noch der 6. Januar
als Geburtsfest des Herrn gefeiert. 
Und das hat seine Geschichte.

In den ersten 3 Jahrhunderten nach Christus
wurde im Osten, Palästina - Ägypten, 
am 6. Januar das Mysterium der Geburt des Sonnengottes Aion
durch die Jungfraugöttin Kore gefeiert.

Um dieses heidnische Fest zu verdrängen,
hat die entstehende christliche Kirche das Epiphanienfest
auf dieses Datum gelegt.

Epiphanias, das ist Griechisch und heißt: „Erscheinung“; 
Erscheinung der Herrlichkeit Gottes.
Gedacht wurde an die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus -
im Kind in der Krippe von Bethlehem.
„Gelobet seist du, Jesu Christ, dass du Mensch geworden bist
von einer Jungfrau, das ist wahr; des freuet sich der Engel Schar.
Kyrieeleis.“ - so haben wir gesungen.

In der Mitte des 4. Jahrhunderts 
wurde im Westen, von Rom ausgehend, 
das Geburtsfest des Herrn -  Weihnachten, also -
auf den 25. Dezember gelegt.
Verdrängt werden sollte das heidnische Fest des Sol Invictus,
der unbesiegten Sonne - und die Feier der Wintersonnenwende.
Jesus Christus wurde zur unbesiegten Sonne -
zur wärmenden Quelle, 
zum Licht das uns leuchtet
in der Finsternis.

In den Auseinandersetzungen zwischen der Ost und der Westkirche
hat sich in weiten Teilen der damaligen Welt
der Westen, und damit Rom, durchgesetzt. 
Der 25. Dezember wurde zum Tag der Feier der Geburt Jesu.

Und so feiern wir 
Weihnachten am 25. Dezember und
Epiphanias am 6. Januar,
diesen Tag als Fest der Erscheinung des Herrn.

Die Lichtsymbolik 
spielt gerade an diesem Tag eine große Rolle.
In dem Predigttext des Apostels Paulus
geht es um das Licht des Evangeliums
und den Umgang mit dem Licht.

Hören wir seine Worte aus dem 2 Korintherbrief, 
4. Kapitel, Verse 3 bis 6:

Ist nun aber unser Evangelium verdeckt, 
so ist's denen verdeckt, die verloren werden,

den Ungläubigen, 
denen der Gott dieser Welt den Sinn verblendet hat, 
daß sie nicht sehen 
das helle Licht des Evangeliums von der Herrlichkeit Christi, 
welcher ist das Ebenbild Gottes.

Denn wir predigen nicht uns selbst, 
sondern Jesus Christus, 
daß er der Herr ist, 
wir aber eure Knechte um Jesu willen.

Denn Gott, der sprach: 
Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, 
der hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben, 
daß durch uns entstünde 
die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes 
in dem Angesicht Jesu Christi.

Paulus ist ein echter Künstler,
wenn es um´s Verpacken der Botschaft geht.
Er packt ganz viel in wenige Sätze.
Eigentlich könnte man dann über jeden
Paulussatz gesondert eine Predigt halten.

Jedenfalls geht es mir so
bei diesen 4 Versen aus dem 2 Korintherbrief.

Das Lichtmotiv kommt zwei mal vor, und zwar als:
helles Licht des Evangeliums von der Herrlichkeit Christi -
und dann in dem Motiv:
dieses Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten.

Paulus ist Apostel Jesu
Botschafter an Christi Statt -
seine Worte spricht er mit Autorität,
großem Sendungsbewusstsein ...

Ja, wenn er seiner Gemeinde, 
deren Gründervater er selber ist, schreibt, 
will er etwas von ihnen - er will etwas erreichen.
Paulus will seine Gemeinde 
zum Licht des Evangeliums hinbewegen. 
Sie sollen es sehen und
sie sollen es in sich spüren.

Ist Paulus ein Licht-Bote,
ein leuchtendes Beispiel eines Predigers?

Er schreibt die Worte in Ephesus
auf seiner 3. Missionsreise.
In dem Brief geht es ihm um das rechte Verständnis
seiner Aufgabe, seines Amtes als Apostel.

Er kennt seine Kritiker genau,
weiß was sie von ihm sagen und denken:
„Seine Briefe wiegen schwer und stark,
aber wenn er selbst anwesend ist,
ist er schwach und seine Rede kläglich.“  (2Kor 10,10)

Also nicht alle sind immer so überzeugt
von diesem wortgewaltigen Apostel-Prediger.
Sie kennen seinen Tonfall
und hören eher eine Negativ-Botschaft heraus.

Das Licht des Evangeliums 
von Paulus überbracht,
kommt bei ihnen nicht an - 
dann sind sie eben UNGLÄUBIGE.

So etwas, soll es geben.
UNGLÄUBIGE
Vor ihren Augen wird das Licht des Evangeliums angezündet -
und sie sehen es nicht.

Ist das Evangelium verdeckt?
Sind die Ungläubigen verblendet - ja, blind?
Gar verstockt - oder sonst was?

Wenn es ganz finster ist
und eine Kerze wird angezündet,
dann wird es plötzlich hell -
ein heller Schein will Wohnung nehmen
in unseren Herzen - Licht in der Finsternis.

Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten ...

Dieses Licht wärmt
und sagt dir: es gibt eine Heimat -

Wenn es ganz hell ist
und eine Kerze wird angezündet,
brennt die eine Kerze gegen die Helligkeit an -
sie brennt und brennt ...
und wird nicht wahrgenommen,
weil zu viel Licht da ist.

Die Ungläubigen sehen einfach zu viel Licht -
Sie können nicht unterscheiden.

Künstliches Licht?
Kaltes Licht?

Sehr viel Licht leuchtet gerade in der Weihnachtszeit,
alle möglichen künstlichen Lichtquellen.

Doch für das Fest, 
an dem die Erscheinung des Herrn gefeiert wird,
ist die Botschaft von der Menschwerdung Gottes so wichtig,
ebenso wie zu Weihnachten.

Eine ganz einfache Botschaft -
nicht toll verpackt in wohlgesetzten Worten,
aber doch mit Leidenschaft vorgebracht:
Die Botschaft,
dass gerade Gottes Licht in der Finsternis scheint.

Und nur über das Licht Gottes
will der Apostel Paulus seiner Gemeinde predigen,
er sagt es klipp und klar:
Wir predigen nicht uns selbst, sondern Jesus Christus.
Jesus Christus in der Krippe,
Jesus Christus am Kreuz.

Der Gott dieser Welt kann mit Halogenscheinwerfern
alles in gleißendes Licht tauchen -
von allen Seiten können künstliche Sonnen 
die Menschen blenden.

Der Gott dieser Welt kann die Schöpfung Gottes - 
alles Leben mit atomaren Strahlen zerstören.
Er kann künstliches Leben mit Gentechnologie herstellen.

Doch ich sage dir:
der Gott dieser Welt ist künstlich,
er ist ein Lügner, ein Aufschneider.
Seine Stimme ist unecht - laut.

Wie ist denn dann der wahre Gott zu erkennen?

Wenn es ganz finster ist
und eine Kerze wird angezündet,
dann wird es plötzlich hell -
ein heller Schein will Wohnung nehmen
in unseren Herzen - Licht in der Finsternis.

Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten ...

Dieses Licht wärmt
und sagt dir: ich leuchte für dich.

Ich bin für dich geboren in einer Krippe in Armut,
ich bin für dich nach Jerusalem gegangen -
nach Golgatha - ich bin für dich gestorben
und auferstanden ...

Ich bin dein Licht in der Finsternis.

AMEN